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29.09.2019

ÖDP-Stadtrat Prof. Greipl widerspricht OB Dupper:

Einzeldenkmäler dürfen nicht jahrelang leer stehen und vernachlässigt werden!“


ÖDP-Stadtrat Prof. Dr. Egon J. Greipl

„Der Leerstand, die Gefährdung und der Verlust von Denkmälern im Stadtgebiet von Passau bedürfen dringend einer erhöhten Aufmerksamkeit durch Stadtverwaltung und Öffentlichkeit“, fordert ÖDP-Stadtrat Prof. Dr. Egon J. Greipl. Der Aussage des OB vom vergangenen Montag, dass es hier keine Probleme gebe, widerspricht Greipl entschieden. Die überraschende Ankündigung der Stadtverwaltung, dass man künftig mit größerem Nachdruck auf den Schutz gefährdeter Denkmäler drängen werde, will die ÖDP-Fraktion „ganz genau verfolgen“ „Wir lassen uns jetzt vierteljährlich schriftlich Bericht erstatten“, kündigt Prof. Greipl an.

Im Verfall des Einzeldenkmals Linzerstraße 2 sieht Prof. Greipl „das dramatischste Beispiel der letzten Zeit“. „Die Stadt hat nicht eingegriffen, obwohl für jedermann sichtbar war, dass ein seit Jahrhunderten stadtbildprägendes und städtebaulich bedeutendes Einzeldenkmal bewusst vernachlässigt wurde“. „Leider kein Einzelfall“, bedauert Greipl. „Das Baudenkmal Schmiedgasse 18 wurde ebenfalls lange vernachlässigt und steht seit Jahren leer. Jeder weiß, dass ein so langer Leerstand ein Denkmal gefährdet, wie es wenige Häuser weiter in der Schmiedgasse 3 bereits der Fall war. Die neuen Eigentümer haben dort zwar die Fassade nachgebaut, aber das Denkmal an sich wurde durch Nichtbeachtung zerstört. Auch das Ökonomiegebäudes Lindental 63 sei zerstört worden. Gefahren sieht Greipl auch für einzelne Baudenkmäler in der Milchgasse und in der Pfaffengasse.  

„In diesem Zusammenhang ist auch auf die noch bestehenden Teile des einstmals europäisch bedeutsamen Landschaftsparks von Freudenhain (heute Stadtpark) zu verweisen: Schadhaftes Wegenetz, verfallende historische Staffagen, die nur notgesicherte Canopus-Grotte zeigen, dass diesem bedeutenden Denkmal nicht die erforderliche Aufmerksamkeit und Pflege entgegengebracht wird“, bedauert Greipl. Wichtige Denkmalsanierungen wie die Heilig-Geist-Kirche und die ehemalige  Fels’n-Wirtschaft seien nur wegen nachdrücklicher Initiativen aus der Bürgerschaft zustande gekommen.

Deshalb fordert Stadtrat Prof. Egon Greipl erneut eine systematische Übersicht für das Ensemble „Altstadt Passau mit Vorstädten“, über das dem Stadtrat vierteljährlich berichtet wird: Ein Leerstands- und Gefährdungskataster als Grundlage für die Entwicklung positiver Erhaltungsstrategien sei in anderen historischen Städten selbstverständlich: „Denkmaleigentümern sollte umfassende Beratung und Hilfe angeboten, Spekulanten Einhalt geboten werden“.

Der ÖDP-Stadtrat sieht ebenfalls mit großer Sorge, dass Neubauten im Ensemblebereich weder in der Gestaltung noch in der Materialität der seinerzeit von Gottfried Schäffer verfassten und vom Stadtrat beschlossenen Stadtbildsatzung entsprechen: beispielsweise der Ersatzbau am Innkai und eine öffentliche Bedürfnisanstalt an ungeeigneten Standorten des Ensembles.

Mit dem Leerstand seien stets mangelhafter Bauunterhalt und fortschreitender Verfall verbunden. Die Beseitigung eines Denkmals sei für den Eigentümer, der keinen Bauunterhalt leistet oder gar auf den Abbruch spekuliert, nicht selten mit  einem geldwerten Vorteil verbunden. Kommt es nach Jahren des Verfalls wider Erwarten doch noch zu einer Instandsetzung, so sind wegen des Leerstands und des unterlassenen Bauunterhalts die Verluste wertvoller Bausubstanz beträchtlich und die Instandsetzungskosten wesentlich höher als bei kontinuierlich genutzten Gebäuden, denen ein regelmäßiger Bauunterhalt zuteil wurde. Höhere Instandsetzungskosten bedeuten aber stets auch einen höheren Fördermitteleinsatz und höhere steuerliche Abschreibungen, d. h. eine zusätzliche und vermeidbare Belastung öffentlicher Haushalte.