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18.08.2020

„Unser Wald ist eine Klimaanlage!“

ÖDP-Fraktion im Fachgespräch mit den ehemaligen Forstdirektoren Hans Gaisbauer und Michael Held:


Die ehemaligen Forstdirektoren Hans Gaisbauer (2.v.l.) und Michael Held (2.v.r.) im Fachgespräch mit der Passauer ÖDP-Stadtratsfraktion (v. l.): Urban Mangold, Paul Kastner, Franz Prügl, Oliver Robl und Michael Schöffberger (rechts). Nicht im Bild: Stadträtin Dr. Eva Gerstl.

Die Wälder in und um Passau haben eine enorme Bedeutung für das Wohlbefinden in der Stadt und wirken wie eine „Klimaanlage“. Diese in Zeiten der Klimaüberhitzung enorm wichtige Erkenntnis und die sich daraus ableitenden stadtpolitischen Maßnahmen will die ÖDP nach der Sommerpause verstärkt im Stadtrat thematisieren. Das hat sich die ÖDP-Stadtratsfraktion nach einem Fachgespräch mit den ehemaligen Forstdirektoren Michael Held und Hans Gaisbauer vorgenommen.

Notwendig sei es, noch mehr als bisher die wichtigen Funktionen des Waldes in die öffentliche Debatte einzubringen. „Der Wald ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Allein der Neuburger Wald speichert rund 3,5 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Der Wald ist wichtig für die Artenvielfalt, für die Erholung, für eine nachhaltige Holznutzung und für die Trinkwasserversorgung. Trotzdem verschwindet Wald auch in Deutschland wegen anderer Nutzungsinteressen“, bilanzieren die ehemaligen Förster.

Deshalb will sich die ÖDP-Fraktion weiter dafür einsetzen, dass die Stadt die Wälder im Stadtgebiet wie auch außerhalb der Stadtgrenzen im Blick hat, da diese unmittelbaren Einfluss auf das Stadtinnenklima haben. „Rodungen für weitere Gewerbegebiete passen nun wirklich nicht mehr in unsere Zeit. Das sollte die Stadt selbst unterlassen und auch nicht achselzuckend zuschauen, wenn es Nachbargemeinden vorhaben“, meint Fraktionsvorsitzender Urban Mangold.

Die konkrete Schlussfolgerungen aus dem Fachgespräch für die Stadtpolitik: Die Waldfläche müsse erhalten bleiben. Nicht nur die stadteigenen Kommunalwälder, auch die Stiftungswälder sollten wie ein Bannwald behandelt werden und durch ein Naturschutzkonzept im Zuge der neuen Forstbetriebsplanung gesichert werden. Eine nachhaltige Holznutzung sei aber sinnvoll. So solle auch die stadteigene WGP verstärkt auf Holzbauweise setzen und der private Holzhausbau beworben werden. Die Stadt sollte versuchen, Privatwälder zur Abrundung ihres gegenwärtigen Waldbesitzes anzukaufen und die Wälder im Stadtgebiet in das touristische Führungsangebot einbeziehen, beispielsweise die Oberhaushänge. Schulklassen sollten verstärkt Führungen zur Wissensmehrung und Förderung des Waldverständnisses angeboten werden. Die positiven Auswirkungen des Waldes am Stadtrand sollen durch Straßenalleen, Baumbestände und großkronige Einzelbäume in die Stadt hinein fortsetzen. „Dadurch wird die Hitze in der Stadt gemindert, die Feuchtigkeit steigt und Beschattung lädt zum Sitzen und Gehen ein. Das bestehende Stadtgrün müsse erhalten, erweitert und vernetzt werden. Baumlose Straßenzüge sollten begrünt, Baumpatenschaften mit Stadtbürgern vereinbart werden“, so Hans Gaisbauer und Michael Held.

Erst kürzlich habe Ministerpräsident Söder den Vorrang von Klima- und Artenschutz vor Gewinnorientierung im Staatswald betont. „Die von Sturm und Borkenkäfer stark übernutzten Staatswälder um Passau sind daher nachhaltig zu schonen; dies gilt besonders für die alten Buchenwälder", betonen die beiden ehemaligen Forstdirektoren.

Die sechs ÖDP-Stadträte wollen zudem erreichen, dass ein „Walderlebniszentrum“ für Passau eingerichtet wird, in dem man „den Wald mit allen Sinnen erleben und seine Geheimnisse entdecken kann“. Im bestehenden Netz der Walderlebniszentren fällt auf, dass nur für Niederbayern noch kein Standort vorgesehen ist. Die Stadt sollte nach Ansicht der ÖDP-Fraktion beim Bayerischen Forstministerium möglichst bald ihr Interesse bekunden, um diese wichtige waldpädagogische Einrichtung in Passau anzusiedeln.